PARK-WALD-HÖFE Städtebaulicher Wettbewerb mit Realisierungsteil
… zwischen Seerhein und Raiteberg ein Stück Stadtnatur zum Wohnen
Zwischen Bahnlinie, Wollmatinger Straße und Schneckenburgstraße spannt sich die heterogene Nachbarschaft auf, welche von der Steinstraße als zentrale Ost-West-Verbindung verbunden wird. Diese übernimmt die Funktion eines städtebaulich bedeutenden, grünen Rückgrates für die gesamte Nachbarschaft und den Entwurf Park-Wald-Höfe auf den Liegenschaften der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Präzise gesetzte „lebendige Erdgeschosse“ (Gewerbe-/Ladeneinheiten) markieren aktive Impulse im öffentlichen Raum und definieren wichtige Knotenpunkte im Quartier. Nicht nur dort vernetzen Wegebeziehungen in Nord-Süd-Richtung die unterschiedlichen Nachbarschaften zwischen Seerhein und Raiteberg.
Differenzierte Wohnungsbautypologien und die Mischung zwischen Alt und Neu charakterisieren jeweils ihre spezifischen Nachbarschaften. Diese gestalterische Stärke und wohnungstypologische Vielfalt wird durch das angebotene grün- und freiraumplanerische Konzept atmosphärisch unterstützt (transformierte Zeilen „im Park“ – große und kleine Punkte „im Wald“ – und Winkelgebäude „um die Höfe“).
Der Entwurf Park-Wald-Höfe unterscheidet klar drei verschieden erlebbare Stadträume und schafft dadurch ein abwechslungsreiches Stück Stadtnatur zum Wohnen. ÖKOLOGISCH-KLIMARESISTENT // ÖKONOMISCH-BEZAHLBAR // SOZIAL-HETEROGEN
Die erhaltenen, umgebauten und aufgestockten Zeilenbauten im Westen profitieren vom üppigen Freiraum der „gegliederten und aufgelockerten Stadt“, deren Strenge und Monotonie durch polygonale Wegeführungen, Aktivitätsflächen und Aufenthaltszonen kontrastiert wird. Ein Feld unterschiedlich großer Punktbauten bildet die verbindende Mitte des Quartiers. Diese vernetzt, sowohl die Stadträume miteinander, sowie das Quartier mit dessen Umgebung. Zwischen den Punktbauten entsteht viel Platz für große Bäume, die im Herzen der Wohnbebauung eine Lichtung als Dreh- und Angelpunkt der neuen Nachbarschaft freigeben. Weiter im Osten bietet der Entwurf städtische Dichte und Hofstrukturen an, die teils öffentlich, teils privat den jeweiligen Nachbarschaften attraktive Orte zur Verfügung stellen.
Die insgesamt offene Bebauung unterstützt die Durchlässigkeit des Quartiers für Kaltluftströme vom Raiteberg in Richtung Seerhein. Maximaler Baumerhalt sowie ergänzende Neupflanzungen, vor allem im zentralen Bereich, sorgen im Sommer für angenehme Aufenthalts- und Begegnungsorte durch Schatten und Kühle. Darüber hinaus bieten ausgedehnte und vernetzte Grünstrukturen beste Bedingungen für Biodiversität. Neue, heimische Obstgewächse ergänzen den Bestand und fördern die „Essbare Stadt“.
Park-Wald-Höfe strebt für den zentralen Bereich den Umbau zu einem autoarmen Fuß- und Radquartier an, das als Voraussetzung für einen aktiv genutzten und sozial belebten Freiraum unabdingbar ist. An den Treffpunkten entlang des grünen Rückgrats entstehen vis-à-vis belebter Erdgeschosse besondere Aktionsräume und Gemeinschaftsflächen für unterschiedliche Aktivitäten und Zielgruppen wie z.B. Spielflächen, Liegewiesen, Sport- und Fitnessangebote.
Mit der Einbettung des ersten Bauabschnittes (Realisierungsteil) in die städtebauliche Neuordnung der BImA-Liegenschaften arbeitet der Entwurf gleich auf vier ineinander verschränkten und voneinander abhängigen Wirkungsebenen:
Realisierungsteil/BImA-Liegenschaft (1+2), BImA-Liegenschaft/Quartier (2+3), Quartier/ Stadtteil (3+4).
Damit leistet der Entwurf einen wesentlichen Beitrag zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung von Petershausen-West. Mit der Steinstraße und der Gottfried-Keller-Straße besitzt das Quartier zwei wichtige Hauptverbindungen in Ost-West-Richtung, wobei für die Gottfried- Keller-Straße im zentralen Bereich der Durchgangsverkehr aufgehoben und der Straßenraum zum Aufenthaltsraum umgestaltet wird. Während im Osten und Westen mittel- bis langfristig Quartiersgaragen am Rand platziert werden, übernimmt eine Tiefgarage im zentralen Bereich unter der Punktbebauung und der „Lichtung“ (Realisierungsteil) das kurzfristig anzubietende Stellplatzaufkommen.
Je Baufeld werden mindestens zwei gut auffindbare Carsharing-Plätze angeboten, die zusätzlich mit E-Ladesäulen ausgestattet werden sollen. Besucher*innen- und Kurzzeitparkplätze zum Ein- und Ausladen werden im öffentlichen Raum untergebracht. Besondere Anknüpfungspunkte sind die Eingangsplätze und der Bismarcksteig, der sich als grüne Querverbindung von anderen Nord-Süd-Verbindungen abhebt.
Das Wettbewerbsgebiet umfasst einen Bereich, dessen Gebäude sich größtenteils im Eigentum der BImA befinden. Als Zeilenbauten der 1950er Jahre dienen sie überwiegend dem Wohnen. Für den Realisierungsteil schlägt der Entwurf ein perforatives, durchgrüntes, offenes und gegliedertes Baufeld zwischen Haus D und dem bestehenden Zeilengebäude im Norden vor. Große und kleine Punktbauten verbinden den Realisierungsteil mit dem nördlich der Gottfried-Keller-Straße anschließenden Bereich. Dazwischen sorgen viele Bäume für eine waldähnliche attraktive Wohnatmosphäre in der Stadt, die zwischen den sanierten und aufgestockten Bestandszeilen im Westen und den Hofstrukturen im Osten vermitteln.
Auf dem Realisierungsteil entstehen neben dem Haus D fünf neue Bausteine, davon drei große Punkthäuser mit Staffelgeschossen und zwei kleine Punkthäuser. Im Vergleich zu 80 Wohneinheiten im Bestand werden insgesamt 136 Wohneinheiten geschaffen (45 WE in Haus D). Um attraktives Wohnen auch im Erdgeschoss zu ermöglichen sind die Häuser grundsätzlich mit einem Hochparterre versehen. Eingänge, Treppenhäuser, aber auch Fahrradräume im EG besitzen Aufenthaltsqualitäten und dienen als Gemeinschaftsflächen der jeweiligen Hausgemeinschaften. Während die großen Punktbauten als Vier- bzw. Fünfspänner mit Zwei- bis Vierzimmerwohnungen in Holzhybridbauweise konzipiert sind, schlägt der Entwurf für die kleineren Punktbauten die Nutzung von Cradle-To-Cradle-Prinzipien im Mauerwerksbau vor. So können die abgebrochenen Gebäude als Ressource vor Ort für die Bauphasen zwei bis vier verwertet werden. Die kleinen Punktbauten unterscheiden sich als Zweispänner in zwei Varianten und bieten eine Vielzahl unterschiedlicher Wohnungstypen.
Entweder entstehen rollstuhlgerechte Zwei- und herkömmliche Drei-Zimmerwohnungen, oder aber umgekehrt rollstuhlgerechte Drei- und herkömmliche Zwei-Zimmerwohnungen. In den Erdgeschossen sind Ein- und Zwei-Zimmerwohnungen oder Vier-Zimmerwohnungen möglich. Der recycelte Mauerwerksbau der kleineren Punktbauten wird mittels einer vorgestellten, hinterlüfteten Holzfassade zu einem nachhaltigen „Alleskönner“, dessen große Terrassen und Balkone (ca. 8m2) verkleidet mit Rankhilfen für Fassadenbegrünung zur Verfügung stehen. Die großen Punktbauten dagegen werden insgesamt mit einem feinen umlaufenden begehbaren Rankgerüst ausgestattet, das sich in den Ecken zu großzügigen Loggien der Wohnungen öffnet.
Der Entwurf Park-Wald-Höfe sieht vier Entwicklungsphasen vor. Den Auftakt bilden gemeinsam mit Haus D die fünf neuen Wohnungsbauten auf dem Realisierungsfeld des Wettbewerbs, wie auch eine zentrale Tiefgarage. In einer zweiten Phase wird der zentrale Bereich nach Norden erweitert und vervollständigt. Die dritte Phase umfasst die Ertüchtigung und Aufstockung der Zeilen im Westen in Verbindung mit neuen, adressbildenden Bausteinen entlang der Steinstraße sowie einer Quartiersgarage. Die letzte Bauphase bildet der Umbau des östlichen Bereichs.
Insgesamt können im Quartier bis zu 438 Wohnungen entstehen (davon 1% Ein-Zimmer-, 26% Zwei-Zimmer-, 46% Drei-Zimmer-, 27% Vier-Zimmer Wohnungen). Zusätzlich bieten die Gebäude an städtebaulich prägnanten Orten und wichtigen Knotenpunkten des Wegenetzes Platz für ca. 10-12 Einheiten gewerblicher und sozialer Nutzungen, wie z.B. eine Bäckerei oder einen Quartierstreff.