Gegenstand des Städtebaulichen Realisierungswettbewerbs „Klimaquartier Schweinfurt“ war eine ca. 9,3 ha große Fläche am westlichen Rand der Stadt. Sie ist Teil ehemals militärisch genutzter Bereiche und grenzt unmittelbar an das Ausstellungsgelände der Landesgartenschau 2026 an. Ziel des Wettbewerbs war es, den geplanten Wohnungsbau mit Klimaanpassungsstrategien sowie der Verminderung von Emissionen im Bau und Betrieb zu vereinen. Durch Maßnahmen in den drei Bereichen „Gebäude, Freiräume und Wasser“ sollte ein ganzheitlicher Entwurf für ein klimaangepasstes Quartier entstehen.
Entwurf
Die Gebäude im Klimaquartier sollen so wenig schädlichen Einfluss auf das Klima wie möglich haben. Gleichzeitig sollen sie die bereits spürbaren und sich noch weiter entwickelnden Folgen des Klimawandels kompensieren und auffangen. Dies wird mit einer Kombination aus baulichen, technischen und planerischen Maßnahmen erreicht.
Der bereits spürbare Klimawandel hat auf bauliche Anlagen große Auswirkungen. Extremwetterlagen werden häufiger und gleichzeitig länger anhaltend. Für das Bauen und Wohnen sind die Themen Überhitzung und Starkregenereignisse besonders stark spürbar. Die geplante Struktur soll diesen Ereignissen gegenüber robust und stabil bleiben und möglichst wenig zusätzlichen energetischen und wirtschaftlichen Aufwand erfordern.
Klimawäldchen
Das städtebauliche Zentrum wird in diesem Quartier als Klimawäldchen interpretiert. Die Chance, ein Quartier ohne direkte Tiefgarage auszubilden, wird entsprechend leistungsfähig genutzt. Spannende Übergänge zwischen Licht und Schatten entstehen inmitten vielfältiger Aufenthaltsqualitäten. Es werden ausschließlich Zukunftsbäume vorgesehen, welche einen hohen ökologischen Mehrwert bringen und mit der Klimaanpassung zurechtkommen.
Regenwassermanagement
Das anfallende Regenwasser wird mehrstufig behandelt. In außenliegenden Regenfallrohren gelangt das übrige Wasser bei Starkregenereignissen über offene Rinnen in eine erste Stufe an bepflanzten Sickermulden. Über die Positionierung der Mulden und Bäume wird das Regenwasser den Bäumen im Wäldchen zur Verfügung gestellt. Von hier existiert ein Überlauf in eine zweite Rasen- Sickermulde. Für das 100-jährige Regenereignis und den Überflutungsnachweis entsteht im Inneren eine Senke, welche notfalls bis 14cm geflutet werden kann.
Klimaböschungen
Klimaböschungen werden an verschiedenen Stellen etabliert. Diese bilden flache Süd- und Nordhänge aus. An den Südhängen werden entsprechend robuste und ökologisch wertvolle Pflanzflächen angelegt. Kleinere Sandinseln fördern die Biodiversität und schaffen wertvollen Lebensraum für Insekten. Die Nordhänge sind tendenziell etwas schattiger und laden zum Aufhalten im kühlen Gras ein. Die Klimaböschungen sind als Netzwerk angelegt, wodurch ein summierter Biotopverbund entstehen kann.
Durchlüftung
Eine Durchlüftung wird in drei Ebenen angestrebt. Während durchgehende Luftschneisen dem Quartier die nötige Durchlüftung garantieren, schaffen offene Erschließungszonen neben den Treppenhäusern eine Durchlüftung des Ensembles. Auch innerhalb der Wohnungen wird durch geschickte Grundrisstypologie eine durchgehende Querlüftung garantiert. So entsteht immer eine Luv und eine Leeseite, was das Lüftungsverhalten deutlich verbessert. Vertikale Öffnungen nutzen größere Temperaturunterschiede in den verschiedenen Höhen aus um höhere Luftwechselraten zu erreichen.