Leitidee und Grundkonzept
Die konzeptionellen Leitideen des Entwurfs sind die “Essbare Stadt”, “Digitale Stadt” und “Der Datterich”, eine freie Interpretation der Darmstädter Themen - Leben, Wissenschaft und Kultur. Die Leitideen erlauben leicht eine konkrete Umsetzung in realisierbare Maßnahmen.
Die Maßnahmen sind sehr geeignet die Bürgerschaft in die Planungs- und Gestaltungs-prozesse mit einzubinden und eine nachhaltige Stadtentwicklung zu fördern um Darmstadt zukunftssicher zu gestalten. Die funktionalen Ziele des Entwurfs ist der Ausbau der barrierefreien Vernetzung, die Schaffung von gemeinsamen Treffpunkten und Steigerung des Wohlbefindens der Nutzer. Diese Ziele soll mit minimalen Eingriffen in den Bestand und möglichst geringen Investitionen erreicht werden. Die Minimierung des zukünftigen Pflegeaufwandes dabei berücksichtigt.
Der Entwurf “Darmstadt is(s)t..!” erreicht die definierten Ziele durch eine Konzentration auf die urbanen städtebaulichen Gelenke mit einer durchdachten Gestaltung. Unter Berücksichtigung der funktionalen und gestalterischen Ziele möchte der Entwurf jedoch vor allem eins sein, ein demokratisch genutzter Freiraum für alle. Ein Stadtraum der sozialökologische Mobilität fördert, verschiedene Nutzergruppen mit einbezieht und die Artenvielfalt in der Stadt erhöht.
Einfügung in das räumliche und freiräumliche Umfeld
Der Entwurf “Darmstadt is(s)t..!” bindet die Innenstadt mit den offenen Flächen des Oberfelds zusammen. Auf dieser Achse befindet sich das städtebaulich und landschaftlich zu entwickelnde Gebiet um den Woog und der Rosenhöhe. Zusammen mit der Mathildenhöhe bilden diese drei Gebiete ein abwechslungsreiches Ensemble variierter Freiräume und Treffpunkte. Im Norden stellt die kulturell geprägte Achse durch die Künstlerkolonie der Mathildenhöhe die Verbindung zum Oberfeld her und im Süden befindet sich die vorwiegend der Erholung dienende Achse am Woog und den Sportfeldern. Zwischen diesen beiden Hauptachsen werden Querverbindungen über Wege in sekundärer Hierarchie hergestellt. Die Hauptachsen bilden gemeinsam mit den Querverbindungen ein optimal verzweigtes Netz für die lokale und überregionale Mobilität und fördern das aktive Stadtleben.
Gestalterisches und räumliches Konzept
Um eine offene und inkludierende Stadt zu gestalten, bedarf es Freiräume, die diversen Ansprüchen gerecht werden und attraktiv für seine Nutzer sind. D.h. eine balancierte Mischung aus Multifunktionsräumen, die von allen genutzt werden können, aber auch Räume mit spezifisch zugeordneten Nutzungen, um sozial schwächer gestellte Gruppen im öffentlichen Raum zu stärken.
Die Gestaltung sieht vor, die zwei Hauptachsen, am Woog und auf der Rosenhöhe, gestalterisch abzuheben und dadurch die Orientierbarkeit der Nutzer zu erleichtern. Entlang dieser Achsen sind die städtischen Gelenke angeordnet, an denen sich die Wege verzweigen und die Querverbindungen angelegt sind. Die wichtigste Verbindungsachse stellt hier der Froschweg dar, der den Woogsplatz über das Bürgerlabor und den Ostbahnhof mit der Rosenhöhe verbindet. Der Froschweg hat eine Breite von sieben Metern, mit ausreichend Raum für Radfahrer und Fußgänger, kleine Plätze entlang des Froschwegs laden darüber hinaus zum Verweilen und Spielen ein. Auf der Rosenhöhe werden Parkwege an benötigten Verbindungen ergänzt und die Hauptallee im Osten ins Oberfeld gehend verlängert. Somit wird der denkmalgeschützte Park um die Kulturlandschaft des Oberfelds im Osten erweitert.
Entlang der Allee auf der Rosenhöhe wird die geschützte Parklandschaft um zeitgemäße Formen der Lern- und Erlebnispädagogik sensibel ergänzt, wie z.B. urban gardening, Schauimkerei und nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung. Abschluss der historischen Achse bildet der spanische Turm, um nach den Mietgärten an den Ostparkweg anzuschließen. Im Süden des Planungsgebiets wird der neue Woog Way angelegt, Herzen des Gebiets stellt dabei der Woogsplatz dar, mit einer multifunktionalen Fläche für Märkte, Veranstaltungen oder zum freien Spiel. Der Woogsplatz öffnet den Zugang zum Woog, so dass man die Nähe zum Wasser findet ohne Eintritt zahlen zu müssen. Das Baden wird jedoch durch dichte Schilf- und Wasserpflanzungen verhindert und wird weiterhin in den Badeanlagen gefunden. Ausgehend von der Rudolf-Müller-Anlage verbindet der Woog-way die Stadt, über den Woogsplatz, zum Ostparkweg. Bevor der Besucher diesen über den Woog-way erreicht, passiert er den renaturierten Darmbach mit den neu angelegten Gärten und Spielmöglichkeiten.
Funktionalität
Im Planungsgebiet wird das Pilotprojekt “Mobilität 4.0” gestartet, hier kann Darmstadt neue Formen der Mobilität testen und flexibel an die Nutzer anpassen. Intermodale Mobilität bedeutet die optimale Vernetzung verschiedener Verkehrsmittel auf der gesamten Reisestrecke unter Berücksichtigung von Verkehrsbeinträchtigungen, Nutzerwünschen, Koordination von ruhendem Verkehr und intelligenter Verkehrslenkung. In der digitalen Stadt funktioniert dies mit Live-feedback an die Nutzer über das Smartphone durch ein zentral verwaltetes System. Die Umgestaltung des Ostbahnhofs spielt hier eine zentrale Rolle um das Gebiet um den Woog und die Rosenhöhe anzuschließen, dieser wird zum zukunftssicheren Mobilitätshub verwandelt. Im Gebiet wird der Radverkehr entlang der Hauptwegebeziehungen mit breiten (>2,5m) Fahrstreifen, ausreichend Fahrradabstellplätzen und wenigen Kreuzungen erleichtert.
Barrierefreiheit
Die Stadt für alle, ein „Darmstadt für alle“, soll im Rahmen dieser Umgestaltung erreicht werden. Das bedeutet eine bauliche Gestaltung und eine Darstellung des Informations-angebots, so dass es von Menschen mit Beeinträchtigungen ohne Hilfen genutzt werden können, bspw. geringe Steigungen auf Wegen, barrierefreie Rampen statt Treppen, angepasste Schriftgrößen auf Informationstafeln, mehrsprachiges Leitsystem, etc.
Öffentlichen Raum barrierefrei zu gestalten, bedeutet aber nicht nur rein technisch-gestalterische Lösungen für beeinträchtigte Menschen anzubieten, sondern auch Möglichkeiten bereit zu stellen die eine Teilhabe aller gesellschaftlicher Gruppen unterstützt. Ungeachtet von Herkunft, Interessen, Einschränkungen und Bedürfnissen die die Nutzergruppen mitbringen, soll die Nutzung des öffentlichen Raums ermöglicht werden. Barrierefreiheit meint somit auch eine Gestaltung, die den Prinzipien des Gender Mainstreaming folgt. Fußballspielende Mädchen, sportliche RentnerInnen und gärtnernde Jungs sollen ihren Platz am Woog finden können. Je mehr Nutzer für den Freiraum gewonnen werden können, je größer werden die Schnittmengen und die soziale Segregation wird vermindert. Durch eine intensivere Nutzung wird ebenfalls die gefühlte Sicherheit im öffentlichen Raum erhöht.
Ressourceneffizienz/Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit bedeutet die Umwelt und natürlichen Ressourcen zu schonen, den Komfort und das Wohlbefinden der Nutzer des Quartiers zu stärken sowie die Betriebskosten über den gesamten Lebenszyklus des Projekts zu minimieren. Nachhaltigkeit bedeutet aber auch, dass für eine erfolgreiche Umsetzung die Bürgerschaft aktiv in den Prozess mit eingebunden werden muss und an der Planung der neuen Freianlagen teilnimmt. Der Entwurf möchte daher nicht nur früh partizipatorische Prozesse in die Planung integrieren, sondern auch Freiflächen bereitstellen, die von den Nutzern in der späteren Nutzung aktiv betreut werden können. Beispiele dafür sind Mietgärten, Patenschaften, Urban farming, etc. Die “essbare Stadt” wird zum Thema der Freiflächen, die Landschaft wird somit zum ökologischen Nahrungsmittellieferant für die Bewohner und Besucher und erfüllt ebenfalls eine pädagogische Funktion. Die aktive Bürgerbeteiligung führt u.a. auch zu höherer Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt und zu einem pfleglicheren Umgang mit den Freiflächen.
Der Entwurf „Darmstadt is(s)t..!“ sieht Beteiligungsprozesse auf mehreren Ebenen vor, die in den Planungs- und Bauprozess eingebunden werden. Flächen zur aktiven Bürgerbeteiligung, wie das Bürgerlabor, werden daher im Entwurf bewusst freigehalten.
Technische und wirtschaftliche Realisierbarkeit
Um eine erfolgreiche Umsetzung zu gewährleisten, bietet der Entwurf die Möglichkeit einer etappenweisen Umsetzung. So können Mittel nach Verfügbarkeit und Bedarf eingesetzt werden. Als wichtigster Knotenpunkt und konzeptionelles Rückgrat soll der Ostbahnhof in Etappe 1 umgesetzt werden, dieser verknüpft frühzeitig die Rosenhöhe mit dem Wooggelände. Anschließend kann der Froschweg und das Bürgerlabor umgesetzt werden, um diese danach an den Woogsplatz anzuschließen. Unabhängig von diesem Zeitplan kann die Rudolf-Müller-Anlage nach Bedarf modernisiert werden. Die verwendeten Materialien werden auf ihre Lebens-zykluskosten hin untersucht und ausgewählt, um so die Instandhaltungskosten zu reduzieren. Im Entwurf “Darmstadt is(s)t..!” wird besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass die Grundinvestitionen gering gehalten werden. Vorhandene Wege und Infrastrukturen sollen, soweit möglich, weiter genutzt werden, um Investitionskosten zu minimieren. Lebenszykluskosten sollen für alle verwendeten Materialien ermittelt werden und als Grundlage zur Materialwahl dienen, z.Bsp. haltbare Spielgeräte, usw.