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1. Preis Quartier Festungspark-Fritsch

Veröffentlicht am

Planungsverfahren zur Qualifizierung des städtebaulichen Konzeptes für die ehemalige Fritsch-Kaserne (Bereich des ehemaligen Unterkunftsbereiches) in Koblenz Niederberg

Grünes Band und Urbane Achse

Zwei große Freiraumstrukturen gliedern das Quartier, verknüpfen es mit seinem Umfeld und verleihen ihm eine unverwechselbare Identität und Adressbildung: Der parkartig gestaltete Grünzug (Grünes Band), der das Gebiet von West nach Ost durchzieht, und die urbane Nord-Süd Achse, die mit ihren Plätzen — dem Entreeplatz am südlichen Quartierseingang und dem Stadtbalkon am Nordrand mit Blick in die Landschaft — eine zusammenhängende Freiraumfigur definiert. Der Grünzug verbindet alle Bereiche des Quartiers miteinander und wird so neben der Erschließung zum integrierenden Element. Die begleitenden Gebäudestrukturen greifen wie Finger mit einem wechselseitigen Rhythmus in den Grünraum aus und öffnen sich mit ihren Wohnhöfen zu diesem. Durch diese Verzahnung der Grünbereiche entsteht eine Weite und visuelle Großzügigkeit, die dem angrenzenden Wohnen genauso zugutekommt, wie dem Grünzug als Erholungsraum. Als Treffpunkte sind im Grünzug Aktivitätsangebote integriert, wie bspw. ein Bouleplatz, Spielplätze oder Flächen für Urban Gardening. Die West-Ost-Ausrichtung des Grünzugs ermöglicht seine Weiterführung und Anbindung an das Naherholungsgebiet auf dem ehemaligen BUGA- Gelände. Perspektivisch ist der Zusammenschluss über das TB West-Gelände angedacht, darüber hinaus sorgt bereits von Anfang an die Grüne Nord-Süd-Spange am westlichen Rand des Wettbewerbsgebietes für eine Grünverbindung bis zur „Niederberger Höhe“ und darüber hinaus bis zum BUGA-Gelände sowie auf der Nordseite bis nach Urbar. Der Entreeplatz definiert eine gemischt genutzte, urbane Schnittstelle, mit der sich das Quartier zum Stadtraum einladend öffnet. Ein Nahversorger, Gastronomie, Läden, Praxen und weitere wohnungsnahe Dienstleistungen sind in den Erdgeschosszonen der angrenzenden Gebäude untergebracht. Ein Wochenmarkt und eine Mobilitätszentrale tragen zur weiteren Belebung bei. Der Stadtbalkon als Pendant wird ebenfalls als urbaner, öffentlicher Raum definiert, allerdings mit einem eigenen Schwerpunkt: An seiner Ostseite ist das Bürgerhaus angeordnet und in den Erdgeschosszonen der westlichen Gebäude sind Dienstleistungsangebote vorgesehen. Der Stadtbalkon definiert den Übergang zwischen Quartier und offener Landschaft, deren Weite und Attraktivität er wie eine Aussichtsplattform inszeniert. Der Blick reicht von hier bis ins Rheintal. Der Stadtbalkon wird damit zu einem multifunktionalen Freiraum, der gleichermaßen der informellen Begegnung, der Kontemplation, aber auch quartiersbezogenen Aktivitäten, wie bspw. Quartiersfesten dient. Eine neue Treppenanlage verbindet den Platz mit den Feldwegen des nördlich anschließenden Landschaftsraums und ermöglicht so den direkten Zugang für Spaziergänge mit und ohne Hund oder Joggingrunden.

Entreeplatz und Stadtbalkon werden mittels eines durchgehenden Belags zu einem räumlichen Kontinuum miteinander verbunden. Die Aktivitäten auf beiden Plätzen können sich so, je nach Bedarf, ausdehnen und miteinander verbinden. Die Verkehrserschließung wird im Bereich des Entreeplatzes und der verbindenden Achse als Shared Space organisiert.

Raumbildung und Höfe

Die Wohnbebauung wird in überschaubare Nachbarschaften bzw. Hausgruppen gegliedert, die sich jeweils auf einen gemeinsamen Freibereich beziehen. Ob als 4-seitig gefasster, lebendiger Wohn- und Werkhof, zu dem sich die Eingänge orientieren, wie bei den Gebäudegruppen im Norden, oder als ruhiger Grüner Hof mit den privaten Freiräumen, der sich zum Grünzug trichterartig noch erweitert, wie bei den Nachbarschaften im Süden — stets fördert ein gemeinschaftlicher Bezugsraum das Wachsen einer lebendigen und hilfsbereiten Nachbarschaft.

Durchmischte Bebauungsstruktur, Wohnen und Arbeiten

Grundprinzip der städtebaulichen Strukturfindung ist die Durchmischung von Geschosswohnungsbau und verdichteter Einfamilienhausbebauung in jeder Nachbarschaft sowie in jedem Gebäudeensemble. Zusätzlich ist in weiten Bereichen eine Nutzungsmischung vorgesehen: Zum einen durch gewerbliche Erdgeschosszonen an den belebten öffentlichen Räumen, wie der urbanen Achse des Quartiers und entlang der Niederberger Höhe. Dieser aktuell nur als Zubringer fungierende Straßenraum wird durch diese aufwertende Funktion aktiviert und das Umfeld aus dem neuen Quartier heraus belebt und beides miteinander verknüpft. Zum anderen in Form innovativer Stadthaustypen für Wohnen und Arbeiten, wie bei den Patiotypologien am Nordrand des Grünzugs, mit einem der Straße zugewandten (flexibel nutzbaren) Gebäudeteil für das Arbeiten und einem dem Park im Süden zugewandten Teil für das Wohnen. Verbunden sind beide durch einen Patio. Oder wie bei den besonderen Haustypen der Wohn- und Werkhöfe der nördlichen Gebäudecluster, bei denen hofseitig in 1,5 Geschosse hohen Räumen gearbeitet wird, und auf der Gartenseite, Hochparterre mit Wohnraumhöhe gewohnt. Eine kleine, interne Treppe verbindet beide Nutzungen miteinander und schafft zugleich die notwendige räumliche Trennung, Auf der Gartenseite verbindet wiederum eine kleine Treppe die Terrasse mit dem ebenerdigen Garten. Die Schlafräume befinden sich im OG. Darüber werden über einen Laubengang erschlossene Haus-im- Haus-Typen mit Terrasse und Dachterrasse im gleichen Trennwandraster angeboten.

Einen Sonderfall des Wohnens und Arbeitens stellen die drei- bis viergeschossigen Gebäude am Nordrand des Gebietes dar. Der Gebäudesockel unterhalb des Hofniveaus, der den Geländesprung zwischen Hof und der tiefer gelegenen Straße bereits im derzeitigen Kasernenbestand überwindet, kann für das Arbeiten (oder flexibel für das Wohnen) genutzt werden. Die für das Arbeiten günstige Ausrichtung nach Norden und der attraktive Ausblick legen eine Nutzung der Sockelzone in Höhe der Tiefgarage für Studios, Mietbüros und Co-Working-Spaces nahe. Erschlossen werden sie über einem neuen Höhenweg parallel zur General-Allen-Straße, wodurch hier auch eine Fuß- und Radwegeverbindung entsteht.

Urbanes Relief und Dachgärten

Sowohl in den Wohnquartieren am Park als auch bei der Spange im Norden werden die Dachgeschosse als spannungsvolles Höhenprofil differenziert ausgebildet. Die Gebäudegruppen werden durch Hochpunkte und Dachgärten auf den niedrigeren Gebäudeteilen gegliedert und bilden so ein differenziertes urbanes Relief, Ebenso bei den Wohnquartieren im Süden: Hier entwickelt sich die Bebauung von zwei- bis dreigeschossigen Townhouses stufenweise bis zu einer viergeschossigen Randbebauung an der Straße — auch hier entstehen gut zugängliche Dachgärten, die gemeinschaftlich oder privat zoniert genutzt werden können. Das besondere Höhenprofil trägt dazu bei, dass beide Bereiche des Quartiers über den Grünzug hinweg zu einem Ganzen mit besonderer Identität verknüpft werden.

Mobilitätskonzept und Quartiersgarage

Durch das angebotene Mobilitätskonzept werden alle Voraussetzungen zu einer Reduktion der geforderten und angebotenen Stellplätze geschaffen. Eine an der „Niederberger Höhe“, östlich des Entreeplatzes gelegene, attraktiv begrünte Quartiersgarage entlastet die Tiefgaragen der Wohnensembles.

Dies ermöglicht größere entsiegelte Flächen im Bereich des „Grünen Bandes“ und der Wohnhöfe sowie die Chance eines flexiblen Rückbaus und der Ersetzung durch ein Wohngebäude, wenn sich zukünftig die Mobilitätsgewohnheiten ändern. Hier sind auch E-Bike- und E-Car-Sharing Angebote zu finden. Der Strom für die Ladestationen wird direkt vor Ort von der PV-Anlage auf dem Dach und der Fassade erzeugt. Ein Fahrradladen oder eine Fahrradwerkstatt ergänzt im EG das Angebot, und der Mobilitätshub am Entréeplatz, in unmittelbarer Nähe zur neuen ÖPNV-Haltestelle, informiert über alle Fragen rund um die Mobilität, insbesondere zur Verknüpfung von ÖPNV, MIV, Rad- und Fußverkehr. Von großer Bedeutung ist die Anbindung des Quartiers an das überquartierliche Radwegenetz. Einem neuen Radweg parallel zur „Niederberger Höhe“ komm hier eine besondere Bedeutung zu, insbesondere solange ein Anschluss des Grünzugs über die TB Ost und West noch nicht möglich ist. Im Inneren des Gebietes erschließt ein enges Radwegenetz alle Bereiche und verknüpft es auch nach Norden durch eine neu gestaltete Wegeverbindung am Westrand mit Urbar. Ergänzend zur neuen ÖPNV-Haltestelle am Entreeplatz wäre eine weitere Haltestelle am Stadtbalkon wünschenswert. Durch die ringförmige Erschließung könnte der Bus das Quartier problemlos an der westlichen Zufahrt wieder verlassen. Perspektivisch wird im Sinne des Klimaschutzes zudem eine Verknüpfung der Seilbahnnutzung mit dem Bike-Sharing-System angeregt. Damit würde eine unkomplizierte, komfortable und direkte Verbindung zur Koblenzer Innenstadt geschaffen, ganz ohne CO2-Immissionen. Alternativ könnte auch ein Shuttle das Quartier engmaschiger in das bestehende Infrastruktursystem einbinden.

Freiraumgestaltung

Das Areal fungiert sowohl für Mensch als auch für Natur als wertige Verbindungsstruktur — als Trittstein. Von Nord-Ost nach Süd-West wird zum Einen die Waldstruktur aufgegriffen und als Biotopnetz durch den Westrand des Areals bis zur Niederberger Höhe und dem BUGA Areal verbunden. Zum ‚Anderen werden die Nord-Östlich angrenzenden Felder typologisch ins Quartier gebracht, wodurch eine wertvolle Symbiose entstehen kann. Wanderwege können so logisch angebunden und weiterentwickelt werden. Das Grüne Band gibt dem Areal einen spannenden Rahmen und verbindet die Umgebung quartiersübergreifend miteinander. Hierbei wird auf eine dezente Einbindung mit städtebaulich ganz natürlich einladenden Gesten besonderer Wert gelegt.

Das Grüne Band besticht durch das harmonische Zusammenspiel zwischen naturnah gestalteten Flächen und einer klaren Wegestruktur als Kontrast. Extensive Wiesenflächen mit hohem Wert für Biodiversität sind so Schulter an Schulter mit intensiv genutzten Freiflächen vorzufinden. Aktionspunkte entlang des Bandes schaffen einen abwechslungsreichen Freiraum und werden durch Retentionsflächen als flache und bepflanzte Sickermulden ergänzt. Südlich werden Wohnhöfe direkt angeschlossen und bilden so eine logische Weiterentwicklung der parkartigen Struktur — und einen sinnigen Übergang zwischen öffentlichen und halböffentlichen Flächen. Die Höfe im Norden werden als Werkhöfe ausgebildet — hier entstehen hochwertige multifunktional nutzbare — robuste Freiräume, die sich der jeweiligen Anforderung anpassen können. Einige Bausteine erhalten Privatgärten - in Kombination mit den öffentlichen und halböffentlichen Flächen eine charmante Ergänzung für Privatsphäre. Wohngärten werden als lockere Typologie zwischen privaten und halböffentlichen Flächen entwickelt. Hier wird der Übergang an Abgeschiedenheit fließend gestaltet. Als wichtige Ergänzung werden einige Dachgärten angeboten. Mit tollem Ausblick ins Grüne entstehen hier Wohlfühl-Oasen für die Nutzer.

Insgesamt bringt der Entwurf somit eine hohe Vielfalt an spannenden Freiraumtypologien unter, welche sensibel und gleichzeitig leistungsfähig miteinander verwebt sind. So kann ein harmonisches Gesamtensemble mit hohem Identifikationspotential und wertvollen Grünstrukturen entstehen.

Standort

Koblenz-Niederberg

Auslober

BPD Koblenz Niederberg GmbH

Projektpartner

Florian Krieger – Architektur und Städtebau GmbH, Darmstadt

Jahr

2021

Wettbewerb

3. Preis